Brücke zwischen den Gehörlosen und Hörenden.
Mit diesem Beitrag möchte der Verfasser seine gesammelten Eindrücke, Gefühle und Erinnerungen aus seinem Leben schildern. Er hat darüber viel nachgedacht und niedergeschrieben. Neben seinen bisherigen Ehrenämtern hat er den GSC Siegen 1982 e.V. gegründet und macht den Unterricht als Gebärdendozent (LBG) in Münster.

Die hörenden Menschen stehen den gehörlosen Menschen gegenüber, sind so ahnungslos, und wissen nicht, daß hinter jedem einzelnen Gehörlosen ein riesiges Thema der Gehörlosigkeit steht. Aus dem riesigen Thema suche ich einige wichtige Punkte heraus und erzähle Ihnen:

Die unerfahrenen Hörenden begegnen den gehörlosen Menschen. Alle haben die ersten Erlebniseindrücke auf so unterschiedlichen Weisen. Oft stehen sie vor dem Rätsel:

- Warum verhalten sich die Gehörlosen so?

- Warum sind sie so anders? Warum sind sie so hilflos?

- Warum sprechen sie so schlecht, unkontrolliert?

- Warum stimmt es nicht mit dem. Vom Mund ablesen- können?

- Warum haben sie so wenig Wortschatz?

- Warum gebärden sie so viel?

- Warum sind sie aggressiv?

- Warum verstehen sich die Gehörlosen und Hörenden trotz der größten Mühe nicht?

Von allen nun die wichtigste Frage: Warum begegnen wir den fröhlichen und selbstbewußten Gehörlosen?

Dies ist die bedeutendste Frage!

Wie können die Hörenden das besser verstehen? Dann müßten sie einmal "gehörlos" sein und sich in das Gehörlosenleben hinein fühlen.........

Was alle schon immer wußten und doch nie begreifen und 'verstehen können: Was bedeutet die Gehörlosigkeit - das Nicht- hören- können wirklich? Die Gehörlosen lernen in den Gehörlosenschulen das künstliche Sprechen über viele Jahre sehr mühsam. Auch die Gehörlosenlehrer strengen sich sehr an. Trotzdem ist das künstliche Sprechen für die Leute kaum verständlich. Trotz des kurzen Hinweises sprechen alle Leute so unterschiedlich mit den verschiedenen Mundbildern. Selbst beim gelungenen deutlichen Sprechen mit gutem Artikulieren im Mundbild gelingt das Vom- Mund- ablesen nur wenig: Nur ca. 25%!

Kurz gefaßte Erklärung dazu.

Mehrere Buchstaben und dementsprechende Wörter kann man nicht vom Mund absehen, weil sie meistens im Hals unsichtbar gesprochen werden: g. j. k. qu. r, x, y, ch, ng. Im Mundbild sind die Buchstaben gleich: a- h. b- p- m, d- t- n, f- v- w. Dementsprechend sind viele Wörter kaum bzw. nicht vom Mund abzusehen.

Zum Beispiel:

Hahn --Rahn -- Rhein --Ann --Jahn --Kahn -an

a n - a n - ein - ann - a n - a n - an

Wie sollen die Gehörlosen davon ein richtiges Wort vom Mund ablesen und verstehen? Folgegemäß fehlen dann auch die Zusammenhänge in den Sätzen. Weitere Aussichtslosigkeit beim Vom-Mund-ablesen:

Achat - Rat - Mainz - Paris -, Kirche

a at - at - mainz - pa is ,- i e

Darum halfen die Gebärden als Unterstützung! Nur dadurch sind die Gespräche schneller, verständlich und entspannter. Schon das versuchte Improvisieren mit den Gebärdenzeichen vermitteln die spürbare Erleichterung in der Kommunikation.

Noch ein Hinweis auf die verschiedenen bzw. ergänzenden Kommunikationsmöglichkeiten:

1.) Nonverbale Kommunikation (NVK) ist keine Sprache, sondern visuelle Phantasiekommunikation. Mit Mimik, Körpersprache, Sensibilität. Unter. Anderem bietet die NVK auch eine Möglichkeit, die fehlenden Gebärden zu überbrücken.

2.) Deutsche Gebärdensprache (DGS) vereinheitlicht mehrere Bewegungsabläufe und Wörter einzelne Gebärden. Mehrere Zeichen sind schon inbegriffen. Deshalb sieht DGS "kurz", direkt und schneller aus als die Lautsprache. Sie dient der Vereinfachung, lebendigeren und anschaulicheren, bildhafteren Unterhaltung ohne mühsame Anstrengung der längeren Sätze. Die DGS ist die "Muttersprache" der Gehörlosen. Ebenfalls ermöglicht die DGS auch eine leichtere Interpretation und Verständlichkeit der abstrakten Wörter und schwierigen Themen. Besonders beliebt ist DGS wegen den variabel-individuellen Ausdrucksmöglichkeiten.

Gerade in der DGS-Kommunikation sind die Gehörlosen oft Spaßvögel!

3.) Lautsprachbegleitende Gebärde (LBG) in Schul-Lernmethode bzw. Umgangssprache (leicht abgerundet). Bei der LBG werden volle Sätze Wort für Wart gebärdet und gesprochen. Die LBG-Sätze dürfen nicht lang und kompliziert sein, sondern kürzer und einfacher. Das hat nicht mit der Intelligenz zu tun, sondern aus visuell-technischen Gründen. Die wichtige Grundlage ist die Dialogfreude!

4.) Fingeralphabet (FA), international, verwendet man zum Buchstabieren einiger Wörter, die man weder gebärden noch vom Mund ablesen kann.

Es wäre ideal, wie die Deutsche Gebärdensprache auch die Lautsprachbegleitende (Sprechbegleitende) Gebärde mit oralem Mundbild flexibel beherrschen zu können. Denn das entspricht dem Bilingualismus, also Zwei Sprechen: Gebärden und Sprechen. Die Gehörlosen sprechen darüber und wollen das durchführen.

Nochmals zurück zu Nonverbale Kommunikation. Zum Beispiel ein Fenster des Busses oder Zuges sitzt eine Person, draußen steht eine andere Person. Wegen des geschlossenen Fensters verständigen sich die Beiden mit den Zeichen. Ich sah und dachte: die Gehörlosen. Nein, es waren die Hörenden, die in der "Notsituation" fabelhaft mit den NKV-Gebärden kommunizierten. Ich war sprachlos!

Was die Hörenden entdeckt haben, haben die Gehörlosen weiter entdeckt und die Gebärden weiter entwickelt und kreativ erweitert.

Nun zeige ich Ihnen eine andere Situation, bei der die Hörenden oft mit dem Kopf schütteln:

Der Hörende spricht langsam und deutlich. Der Gehörlose versteht nicht. Wie bitte? Nicht verstanden, bitte noch mal. Konzentration auf das vom Mund ablesen. Klappt nicht. Peinlich. Der Gehörlose sieht, der Hörende gibt sich viel Mühe! Wieder nicht verstanden. Blamagegefühl, Komplexe und Anspannung. Wieder bitte noch mal. Wieder nicht verstanden. Um aus der belastenden, peinlichen Situation endlich heraus zu kommen, sagt der Gehörlose zum Schluß "Ja", wie verstanden. Danach atmet der Gehörlose auf, aber keine bereinigte Situation.........

So was passiert, wie überall auch mit den Hörhilfen!

Nach vielen Jahren des sehr mühsamen künstlichen Sprechenlernens haben die Gehörlosen gerade noch ein kleines bescheidenes Sprachvermögen ähnlich wie "Gogomobil". Wenn im Dialogversuch von den Hörenden mit der "gewaltigen" Sprachkraft die anderen Meinungen, Argumente zu schnell kommen (kontern), dann fühlen sich die Gehörlosen als "Gogomobil" von den Hörenden wie als "LKW" überfahren. Die Gehörlosen brauchen Zeit zum Zwischenatmen!

Neben dem Umsonst-Sprechen fühlen sich die Gehörlosen nach dem mühsam vorsichtigen Überlegen auch schnell wieder "überfahren".

Von dem Kaputt-Sprechen wenden sich die Gehörlosen ab, konzentrieren und steigern sich zu einem großen Gebärdenvermögen. Die Gehörlosen wünschen sich die Dialogfreude!

Bei der Sprechen-Kommunikation ist der Gehörlose angespannt-angestrengt und das hörende Gegenüber verunsichernd angestrengt. Kein Wunder, das ausweichende Verhalten!

Wenn der Gehörlosenlehrer (besonders Oralist: Nur sprechen, keine Gebärden") als Gegner der Gebärden bekannt ist, sagt: "Die Gehörlosen haben das Sprechen gelernt und können vom Mund ablesen", dann ist das falsch. Genauer betrachtet ist das eine Lüge! Ehrlich und richtig ist die 25%ige Möglichkeit des Vom-Mund-ablesen.

Nun zu den Verständigungsschwierigkeiten mit Witzen. Meine hörenden Kollegen erzählten mir die Witze, deutlich sprechend. Ich verstand alles, aber ich lachte nicht mit. Sie beklagten sich, daß sie mir eine Freude machen wollten und sich umsonst bemühten. Ich konnte die inhaltlichen Hintergründe der Witze nicht wahrnehmen. Solche weitere Komplexe und Verunsicherung haben wir Gehörlosen.

In einem Gebärdenkursus zeigte ich den Hörenden die Gehörlosen-Witze mit den Gebärden. Nach der Übung stellten die Teilnehmer diesmal genaue Fragen. Ich erklärte ihnen als Hintergründe die Gehörlosenwelt, Mentalität, Atmosphäre und Gehörlosen-Perspektive. Das reichte ihnen nicht aus um zu verstehen. Sie verstanden meine Erklärungen zwar inhaltlich, jedoch empfanden sie die Witze über Gehörlose als makaber. Vielleicht können sich Hörende trotz Bemühen doch nicht genügend in die Welt hineinversetzen. Für Gehörlose bedeuten Gehörlosen-Witze so etwas wie: über sich selbst lachen können. Das nehmen die Hörenden in diesem Fall vielleicht zu ernst. Die Teilnehmer fragten weiter und tiefer.

Mein neuer Erklärungsversuch: Wenn die Hörenden (z. B. Deutsche) englische Witze mit anderer Grammatik Wort für Wort verstehen, können sie lachen? Die Teilnehmer verstanden jetzt besser. Auch hier kann man sich kaum in die englische Mentalität mit deren anderen Sprache hineinversetzen.

Meine bisherigen Begegnungen und Erlebnis-Wahrnehmungen. Im Zusammenhang mit den anfangs erzählten Kommunikationsformen der Gebärden. Die Gehörlosen haben ihre starke Identität, weil sie direkt leben und sich als gehörlos zeigen. Sie leben viel und intensiv!

Sehr spät, aber doch nach und nach kommen die Schwerhörigen aus dem persönlichen Verstecken mit der Identitätsunterdrückung heraus. Allmählich finden sie das befreiende, offene Leben. Danach nehmen sie die Gebärden als eine ergänzende Hilfe für die Kommunikation. Ihre nächsten Schritte zum Entdecken: Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen und freies Atmen.

Ausgenommen die Spätertaubten lernten vorher die Muttersprache, haben dementsprechend die angenehmere und größere Spreche. Dafür haben die meisten Spätertaubten größere Probleme mit dem Vom-Mund-ablesen und der Integration usw. Nach dem schmerzlichen Schock stehen den Spätertaubten die neuen, anderen, einzigartigen Wahrnehmungen noch bevor.

Und die Hörenden? Das können sie sich wohl besser selbst wahrnehmen und überlegen.........

Und jetzt auch die hörenden Gehörlosenlehrer bzw. früher Taubstummenlehrer, die zum besonderen Wahrnehmungserlebnis der Gehörlosen gehören: Es gibt gute Gehörlosenlehrer. Leider sind sie eine kleine Gruppe. Wegen ihrer Minderheit können die guten Gehörlosenpädagogen nicht stark genug In der Öffentlichkeit auftreten.........

Dann gibt es eine große Gruppe von Gehörlosenlehrern, die gefühllos mit mangelhaftem Wissen über die Gehörlosen-Realitäten in den Schulen "arbeiten". Sie können nur schwach bis kaum gebärden. Mehrere Jugendliche erzählen, daß sie im höheren Schulunterricht nicht verstanden haben. Vieles vom Lerninhalt kommt von den Lehrern an den Schülern "vorbei"!

Die Oralisten, die stur nur für das "Laut"-Sprechen sind und die Gebärden bekämpfen, unter den Gehörlosenlehrern argumentieren: Die Gehörlosen sollen sich anpassen an die hörende Welt, weil die Hörenden sprechen, weil die Gebärden nicht der hörenden Welt passen, wegen den Wünschen der Hörenden und zum Teil auch als Dauerhoffnungen der Eltern, deswegen sollen die Gehörlosen wie die "Hörenden" leben.

Immer wieder anpassen, anpassen, anpassen.........

Diese Einseitigkeiten als schwerwiegende Irrtümer bedeuten das Abreißen der Identität von den gehörlosen Schülern. Die identitätslosen Schüler müssen sich zwar aufraffen, aber wirkungslos.

Die "Hoffnungs-Wunder-Oral-Lehrerin" aus der Schweiz für anspruchsvolle Angehörige der gehörlosen Kinder ist vom Gehörlosenleben am weitesten weg entfernt.........

In diesem Zusammenhang wird oft mit dem Kopf geschüttelt: Wieso hat die "obere" Gesellschaft der gehörlosen Kinder kein Selbstvertrauen? So verkrampft? Das Heile-Welt-Spiel wird doch noch zusammenbrechen!

Viele Gehörlosen sind mißtrauisch, allerdings nicht wegen Mentalität, sondern erst recht durch die ersten Erlebnisse. Danach fühlen sie unbewußt, immer aufpassen zu müssen, um nicht noch mal reinzufallen. Daher das angespannte Leben!

Öfters glaubte ich nicht wegen vermeintlicher Übertreibung. Mit drei folgenden Beispielen war ich erstaunt und wie auch sonst des Besseren belehrt worden, daß ein größerer Teil des anscheinend "unberechtigten" Mißtrauens bei den Gehörlosen doch stimmt. Diese Erlebnisse passierten auch in den anderen Bereichen.

a) Ein Gehörlosenlehrer gab ein Abendseminar für die erwachsenen Gehörlosen mit dem Thema: "Frieden ist möglich" von Franz Alt. Interessantes Thema. Zunächst fing es an mit der früheren Geschichte. Der Lehrer fragte: "Wer waren die Eltern von Jesus?" - "Maria" - richtig! –"Josef" - richtig! Die Erwachsenen waren innerlich so schockiert und wurden immer stiller.........

Bei den anderen Gelegenheiten, auch im Privatbereich, machte der selbe Lehrer mehrmals Intelligententeste. Empört, entnervt und strapaziert wanden sich die Gehörlosen endgültig von ihm ab!

b) Bei einem Fünf-Tage-Seminar mit den gehörlosen und hörenden Teilnehmern gemeinsam konnte oder durfte ein Spätertaubter bei seinem Vortrag große Fehler machen. Mit seiner Überheblichkeit. Trotzdem hat ein Gehörlosenlehrer als Seminarleiter ihn hoch gejubelt. Die Beiden sahen die Gehörlosen schon immer minderwertig an. Natürlich hat dieser Lehrer auch die anderen Gehörlosen gelobt. Er spielte mit den Wörtern der Komplimente. Die Atmosphäre zeigte die Hinweisgefühle........!

c) Einmal trafen sich an einem Abend die Lehrer der Gehörlosenschule und die Vereinsvorstände zur Organisationsvorbereitung der dreifachen Jubiläumsfeier zusammen. Zur Einleitung sagte ein Lehrer zu den organisationserfahrenen Gehörlosen: "Ihr müßt noch lernen!" Wieder gab es wegen des tiefgreifenden Schocks keine Reaktion darauf. Nach dem Abschluß der gemeinsamen Besprechungen saßen in einem Raum die Lehrergruppe und die Gehörlosengruppe als zwei Welten, weit auseinander. Wie immer!

Es gab auch ein umgekehrtes Schockerlebnis für die hörenden Besucher. Bei der Tauffeier einer Tochter eines intelligenten Ehepaares sprach der Gehörlosenpfarrer zu der Mutter einen einfachen Satz, dann zum Vater: "Du arbeitest!" Dann ging der Pfarrer zur Taufzeremonie über. Die hörenden Angehörigen ringsherum konnten die so primitive Predigtart nicht begreifen!

Die äußerlich ruhigen Gehörlosen waren innerlich sehr verletzt und gereizt.

Bei den anderen Wochenendseminaren unter der Gehörlosen-Leitung konnte ich die gehörlosen Teilnehmer nicht wieder erkennen. Sie waren voller lebendiger Aktivität mit viel Denkarbeit. Sie haben sich viel damit auseinandergesetzt bei den bestimmten Fragen.

Wir brauchen uns nicht zu wundern im Angesicht des höheren Niveaus!

Manchmal werden bei solchen Seminaren einige vertrauenswürdigen hörenden Freunde zur Mitarbeit einbezogen.

Eine Zeitlang hat ein Gehörloser in einer Gehörlosenschule mitgearbeitet. Nun erlebten die hörenden Lehrer, wie die Kinder lieber zu dem gehörlosen Mitarbeiter "liefen" wegen der harmonischen Kommunikation und des besseren Zugangs zu ihm. Kein Wunder bei der verständnisvollen Öffnung mit den eigenen Gefühlserfahrungen. Die Schüler könnten bei ihm mehr und schneller lernen.

Wie argumentierten dann die enttäuschten Lehrer? "Das viele Gebärden könnte den Kindern schaden und das Sprechen vernachlässigen. Deshalb sollten nur die hörenden Lehrer die gehörlosen Schulkinder unterrichten". Bald darauf war der gehörlose Mitarbeiter aus der Gehörlosenschule ausgeschieden.

Was haben die verhängnisvollen Argumentationstricks (Begründungstricks) bewirkt? Weiterhin so schwache Lernwirkung mit lebenslanger Nachwirkung? Der Ellenbogenkampf vestäkrt die Mängel an den Gehörlosenschulen. Und die gehörlosen Menschen und die hörenden Eltern werden lebenslang darunter leiden.........

Welch ein Irrtum! Denn nur mit den gehörlosen Lehrerkollegen können die hörenden Lehrer die wirkungsvolle Gehörlosenpädagogik durchführen, durch tägliches Kommunikationstraining und Sensibilitätswahrnehmungen! Der Schwerpunkt der gehörlosen Kollegen kann im Fachbereich und der Schwerpunkt der hörenden Kollegen im Sprachbereich liegen. Inzwischen arbeiten die ersten Gehörlosen als Lehrer. Aber wohl kaum zum Aufzählen?

Ein weiterer ähnlicher Vorgang. Die Vorgesetzten als hörende Laien einer Kinderklinik mit den gehörlosen Kindern hat eine hörende ausgebildete bzw. fachlich aufgeklärte Mitarbeiterin betrifft Gehörlosigkeit entlassen.

Viele Leute können es immer noch nicht verstehen und stellen mir oft die Fragen. Wie kann es so verschiedene Gehörlosenlehrer-Verbände mit weit auseinander reichenden Richtungen geben, nur nach deren Vorstellungen. Soll das die "Fachleute" die Gehörlosen sein?

Sie haben die Gehörlosenpädagogik nur studiert. Die Professoren usw., die das Studium geben, und die Ministerialbeamten in den Kultusministerien haben kein Wissen über die Lebenshintergründe und Realitäten der gehörlosen Menschen. Das Einzige, was sie haben, ist die Macht.

Die Macht zeigt die Hintergrundschwäche!

Nun die Frage nach den Fachleuten? Die besten Fachleute der Gehörlosen sind erwachsene Gehörlosen selbst. Gute hörende Freunde sind akzeptierte Partner! Es mag sein, daß inzwischen an der einen oder anderen Universität die ersten Einsichtsbewegungen und die Zusammenarbeit der gehörlosen und hörenden Mitarbeiter für das Gehörlosenpädagogik-Studium im Gange sind?

In einer Fachzeitschrift für die Gehörlosenlehrer wurde über die Gehörlosenpädagogik geschrieben. Dabei fiel mir ein meist benutztes Wort auf: "Hören - Hören – Hören – Hören - Hören usw." Sorgenvolle Nachdenklichkeit: Hat das zur CI(Cochlear-Implantat = operativ eingesetzte Hörprothese)-Entwicklung beeinflußt? Entwickelte es sich zu einer unsichtbaren stillen Partnerschaft der hörenden Gehörlosenlehrer und der CI-Ärzte wegen den Objekten "Gehörloser"?

Sollen wir Gehörlose dafür weiter mit der knisternden inneren Unruhe so leben in solcher Atmosphäre?

Mit den Hörhilfen verspüren die Gehörlosen fast nur das "laute" Hören mit den vielen störenden Nebengeräuschen. Das ist das eigentliche Hör-Lärm-Erlebnis!

Der beste Beweis sind die Schwerhörigen mit viel Hörrest. Sie erzählen auch von den Verständigungs-Schwierigkeiten und klagen von der Verständnislosigkeit der Hörenden. Von den Schwerhörigen erfährt man allerdings relativ wenig, weil sie so versteckend leben.

Immer wieder Hilfsversuche zum "Hören", besonders mit Cochlear Implantat. Wirklich Hilfe oder Verdrängen und Unterdrücken der Gehörlosigkeit? Lang wirkend (langfristig) gesehen ist das ein Kaputt-Herum-Basteln an den gehörlosen Menschen. Die Menschen um sie herum werden früher oder später sich über die Spätfolgen wundern.........

Die Folgen kommen später, in der Zukunft!

Wie oft müssen wir uns das anhören: Man spricht ständig für die Interessen dritter Personen, also Eltern, Lehrer und andere Außenstehende über die Objekte. Immer die Objekte, Objekte, Objekte durch die ganze Geschichte wie eine Kettenkrankheit. Hört damit endlich auf mit der verrückten Objektspielerei. Die Gehörlosen sind keine Objekte, sondern Menschen! Ja, wirklich Menschen. Fragen Sie doch unseren Gott!

Je mehr die Gebärden abgelehnt bzw. verboten sind, desto mehr wird die orale Sprache, das Sprechen abgeschreckt sein. Im sehr verbissenen Menschsein-Kampf stecken die Gehörlosen so tief und fest verankert nur noch in der Abwehr, Abwehr, Abwehr, Abwehr, Abwehrhaltung, daß sie nicht mehr bewegt werden können.

Die Gehörlosen wissen genau: Sobald die Menschen einmal als Objekte behandelt worden, werden sie nie mehr als Menschen gesehen!

Die Argumente kommen nicht von den Mitmenschen, sondern von den Objektbastlern!

Die Gehörlosen fliehen und suchen den Schutz vor den Daueranspannungen, Daueranstrengungen und Objektbehandlungen. Die Flucht in die eigene Identität. Die Flucht in die entspannende Gebärdensprache.

Alle wissen von der lebensnotwendigen Ganzheit in dem Menschen. Aber die Lehrer-Oralisten, HNO- und CI-Ärzte wollen die Geist-Seele-Körper-Einheit den gehörlosen Menschen nicht gewähren. Dieser Vorfall ist schon in die Geschichte eingegangen.

Bei der Ernte wird der Zorn gewaltig zum Ausbruch kommen. Während die hörenden Familien, Freunde und Kollegen nachwirkend das aushalten und ausbaden müssen, sind die eben aufgeführten Urheber weit weg entfernt und thronen in ihren Villen!

Als Wissenschaftsobjekte und auch als Bildzeitung-Objekte fühlen sich die Gehörlosen sehr bedroht!

Wir können keinen "neuen" Weg suchen, sondern wir müssen den richtigen Weg suchen. Der richtige Weg ist da! Wir sollten die Wissenschaft wieder auf den Boden zurückholen.

Die Gehörlosenverbände nehmen Kontakte zu den Politikern auf, klären sie auf und streben die Zusammenarbeit an. Gute Fortschritte und mehr Horizont.

Wer kommt auch zu den Politikern? Verschiedene Verbände der Hörenden mit den Gegenargumenten z. B. der Gehörlosenlehrer-Gruppen, Ärzte, Schwerhörigenverband usw. Jetzt stehen die Politiker da und wissen nicht mehr, was nun richtig ist. Zu befürchten sind die möglichen Entscheidungen in eine bestimmte Richtung, wo die Politiker wohl viele "Sympathien" ernten könnten.

Der typische Problembrocken: Die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem Argumentieren mit den zur Neutralität verpflichtenden Gebärdensprachdolmetschern auf Umweg und der direkten "musikalischen" Überzeugungssprache, mit der direkten "musikalischen" Suggestionssprache.

Wie oft bei den Diskussionen u. a. auch beim Evangelischen Kirchentag 1997 in Leipzig "ging es um die Frage der Beratung der Eltern und ob es sinnvoll oder notwendig ist, auch gehörlose Erwachsene in die Beratung einzuziehen". Was für eine verrückte Quatschfrage? Was sollen die Schnörkeleien?

Das Einbeziehen der gehörlosen Erwachsenen in die Beratungen ist so selbstverständlich wie
das tägliche Brot!

Der provozierende Zorn erinnert daran, wie es bei Ihnen in einer ähnlichen Beispielssituation aussehen würde:

"Gut überlegen, sehr gut überlegen, deutlich überlegen! Ob es beim Thema "Frauenproblematik" sinnvoll oder notwendig ist, auch die Frauen in die Beratung einzubeziehen? - Weiter überlegen - Oder sollen die Frauen besser vor der Tür stehen bleiben und die Männer zu Rate holen".

Wie würde die Reaktion sein? Man wird weg gedonnert. - Nicht rausgeschmissen. - Richtig weg gedonnert! Die Betroffenen fühlen sich nicht ernst genommen und überrollt. Wie sollen die Gehörlosen dann mit den gesteigerten Provokationen und in Abwehrnot noch ruhig und sachlich bleiben?

Als Reaktion auf den Schock suchen die Eltern die schnelle Beratungshilfe. Wie die Küken nach dem Schlüpfen laufen die Eltern in die unbekannte Welt. Zu wem gehen sie als erste?

Zu den HNO- und CI-Ärzten als stille Gegner der Gehörlosen oder Oralisten-Gehörlosenlehrer mit der stillen Kälte oder oberflächliche, mangelhafte Gehörlosenlehrer?

Oder haben die Eltern das Glück, zuerst einem guten hörenden Gehörlosenlehrer zu begegnen oder gar dem erwachsenen Gehörlosen mit der direkten natürlichen Aufklärung?

Oder bekommen die Eltern die erste Hilfe von einem Gehörlosenpfarrer oder von den Sozialpädagogen, die mehr die Realitätsnahe bei den Gehörlosen erfuhren, oder einem Psychologen oder Gebärdensprachdolmetscher?

Neben dem Gebärdensprachdolmetscher-Verband gibt es einen Gegenverband der "Gehörlosendolmetscher".

So entsteht laufend das babylonische Informationsgewirr! So geht das babylonische Atmosphärengewirr an die Öffentlichkeit. So bekommt die Öffentlichkeit immer wieder neue schiefe Bilder.

Die Sozialpädagogen/innen usw. haben grundsätzlich durch regelmäßige Begegnungen und Zusammenarbeit mehr Einblick und Kenntnisse über die Realitäten im Gehörlosenleben. Doch gibt es unter den Sozialarbeiter/innen ein schwarzes Schaf in einer Region. So schlimm, daß eine große Gehörlosen-"David"-Gemeinschaft immer noch Angst hat vor einem kleinen hörenden "Goliath"! Selbst hörende Zeugen erzählen erschütternd von der aggressiven Einbahnstraßen-Suggestion dieser Sozialarbeiterin. Die Öffentlichkeit wird irregeführt und die Gehörlosengemeinschaft dort in der Region muß immer noch darunter leiden.

Ob es ein oder mehrere schwarze Schafe mit Irreführungen gibt?

Solche und andere Warnbeispiele zeigen deutlich: Würde mehr und angestrengter Bilingualismus die Gehörlosen vor zu vielen Abhängigkeiten bewahren und schützen? Natürlich nur soweit wie möglich!

Noch zwischendurch zur Elternfrage. Wir sollen von der falschen Frage zur richtigen Frage umschwenken. Nicht, wie verhindere ich den Verlust meines Kindes wegen Kommunikation, sondern wie erreiche ich das Vertrauen meines gehörlosen Kindes! .

Aus Verantwortung und wegen den Spätfolgen müssen die falsch manipulierten Dauerwerbungen - sprich Einflüsse - unbedingt aufhören! Nochmals Erinnerung an die "musikalische Suggestionssprache" unter Mißbrauch der schockierten Eltern. Typisch falsches Dauer-Hoffnung-machen, anstatt in das Leben zu starten.

Während die Gehörlosen in der Vergangenheit sich gegen die Umwelt mit den Diskriminierungen, die falschen Ansichten, Umdeutungen und manipulierten Einflüssen wehren und kämpfen mußten, haben sie sich im Laufe der Jahre stabilisiert mit Selbstbewußtsein, Selbstentfaltungen usw. Sie sehen viele positive und beglückende Aspekte mit den anderen Reizen und Faszinationen. Bei all den Schwierigkeiten, die naturgemäß sowieso zum Leben gehören, erinnere ich mich an die vielen schönen und sehr beglückenden Stunden, Tage mit den Gehörlosen. Wie oft bekam ich von den Hörenden gefragt, wieso (warum) die gehörlosen Menschen freier und fröhlicher sind? Solche Fragen machten mich nachdenklich.

Erneut vor dem Rätsel stehen die Hörenden. Sie können nicht verstehen, warum das Leben der Gehörlosen wiederholt hin und her gewürfelt wird.........

Das Leben der Gehörlosen gehört den gehörlosen Menschen! Nicht den Anderen! Ja, das Leben der Gehörlosen gehört den gehörlosen Menschen, nicht den anderen! Paßt auf!

Die meisten Gehörlosen haben ohne Hörhilfen Sprechen gelernt. Die medizinische Hörtechnik mit den verschiedenen Apparaten ist ähnlich wie der "Strohhalm" für die hoffenden Eltern.

Oder mahnen die Politiker mit ihrer Gewohnheitsformel "Arbeitsplätze und Steuereinnahmen"? Wie sollen wir mit dem babylonischen Atmosphärengewirr fertig werden?

Wenn man auf die ausnahmebegabten Gehörlosen als Vorbilder schaut und von den Kindern erwartet, dann sind sie überfordert und können nur noch versagen und passiver werden. Schaut und folgt den individuellen Persönlichkeiten Ihrer Kinder. Dann erleben wir andere Originalitäten mit ihren faszinierenden Reizen. Logischerweise brauchen wir die Verschiedenheiten, um voneinander lernen zu können!

Ein Fahrschullehrer möchte auch den Gehörlosen und anderen Hörgeschädigten die Kurse anbieten. Durch seinen direkten Kontakt mit den erwachsenen Gehörlosen lernte er die "Gehörlosenwelt" kennen, und trainiert unermüdlich die Gebärden. Inzwischen hat er das Mitgefühl und vor allem die Mitfreude am Gehörlosenleben. Die Gehörlosen spüren ihn als unseren Gerne-Freund! Durch den ersten direkten Kontakt mit den erwachsenen Gehörlosen bekommen die Hörenden andere einfühlsame, wahrnehmende Erlebnisse, während die aufklärenden Hörenden in anderer Form (vielleicht auch im anderen Tonfall?) argumentieren und von ihrer Hörenden-Perspektive zeigen bzw. erzählen.

Seit mehreren Jahren gibt es (soviel ich weiß) vier gehörlose Laienprediger. Die Gehörlosengemeinden erfahren das höhere Predigtniveau. Die gehörlosen Laienprediger und die hörenden Gehörlosenpfarrer haben eine gute Zusammenarbeit. Mittlerweile gibt es eine gehörlose Pastorin, natürlich voll ausgestattet mit den Gebärden. Immer noch bewundere ich die hörenden Gehörlosenpfarrer mit ihrer klugen Wende!

Und jetzt fortgesetzte Erfahrungen mit den Dialogversuchen zwischen Hörenden und Gehörlosen. Die Gehörlosen sehen subjektiv: "Das Hören und Sprechen sind wie eine Macht". So stehen sie ähnlich wie geschwächt vor den. Hörenden. Dauerstreß!

Erst jetzt verstehe ich die Gehörlosen besser. Das Kennenlernen und besser Verstehen brauchen viel Zeit, endlos Zeit.........

Bei einer hilflosen Frage einer hörenden Nachbarin nach dem Verhalten gegenüber den Gehörlosen. Die Antwort kann nur lauten: "So natürlich wie möglich!"

Brückenversuch: Während ich oft die Hörenden aufklärte über die Gehörlosen, erklärte ich manchmal auch mal einen Gehörlosen über die andere Seite der Hörenden in einigen Situationen. Daraufhin reagierten die Gehörlosen mit Befremden und Ablehnung. Ich stand vor dem Rätsel. Nach dem langen Überlegen meine Analyse: Hören und Sprechen sind eine Macht. Wieso helfe ich den "Stärkeren"? Ich sollte doch den "Schwächeren" helfen und nicht den "Stärkeren".........!

"Erklären" oder ähnliches in solchen Situationen ist ein vorbelastendes Wort!

Das akustische Verstehen und das visuelle Verstehen sind nicht auf der gleichen Wellenlänge.

Die Gehörlosen müßten einmal "Hörende" sein, um sich besser vorstellen zu können:

Warum die Hörenden nie begreifen können, was das Nicht- Hören-können – Gehörlosigkeit - wirklich bedeutet?

Warum die Hörenden die Schwierigkeiten der Gehörlosen im Alltagsleben nicht nachvollziehen können?

Warum die Hörenden die schönen und auch glücklichen Seiten der Gehörlosen nicht wahrnehmen können?

Warum die Hörenden manchmal zum Spötteln neigen?

Warum die Hörenden-Perspektiven anders aussehen?

Zwar können wir nicht alle Probleme lösen, aber wir können es schaffen, das Elefantenproblem zum Fliegenproblem zu reduzieren!

Das Europäische Parlament hat am 17. Juni 1988 seinen Mitgliedsstaaten die Anerkennung der Gebärdensprache empfohlen. Deutschland braucht Europa, um davon lernen zu können!

Die Gehörlosen sprechen vom Bilingualismus (Zweisprachigkeit mit Gebärden und Sprechen-Schriftsprache) und sollten mehr tun für größeren Wortschatz und Beweglichkeit. Aber die Gehörlosen sind müde vom Umsonst-lernen. Sie sind müde, laufend als Objekte gebastelt worden zu sein.

Rückblickende Ergebnisfrage: Kann man die Menschen auch ohne Sensibilität richtig verstehen? Vielleicht hilft es allen Menschengruppen, wenn wir die Sensibilität in unser Leben und unseren Zeitgeist aufnehmen und wahrnehmen. Die Humanität ohne Sensibilität ist wie gemachte Humanität oder gar groß geredete Humanität. Oft entsteht der Eindruck: Die Humanität wird auch zum Schmücken der berühmten Persönlichkeiten benutzt.

Ich glaube, die Menschen, die ihre Behinderungen als selbstverständlich annehmen und mit dem Selbstbewußtsein in das Leben hinaustreten, sind stärker im Leben als die Gesunden.

Eigentlich gibt es keine gesunde und kranke Menschen, denn zwischen ihnen gibt es fließende Grenzen.........

Unsere bisherigen Erfahrungen: Je mehr die Menschen verschiedene Sprache lernen, desto mehr begegnen sie einander mit Sich-einleben in die andere Mentalität, Kultur und deren Atmosphäre. So erleben wir das beglückend werdende Miteinanderleben verschiedener Völker.

Fazit dieses Vergleichens: Je mehr die Hörenden die Gebärdensprache kennenlernen bzw. lernen möchten und wollen, desto mehr können sie ohne Hemmung mit den Gehörlosen kommunizieren und sich erleichternd verstehen.

Die Flexibilität bringt
die Bewegungen!

Nicht immer nur Freizeitparks. Es gibt auch andere Entdeckungen.........

Was die Angehörigen und die Gehörlosen, Behinderten nicht wissen, haben die Außenstehenden die Situationen in der Stille mit Nachdenklichkeit gesehen und wahrgenommen, mit respektvoller Bewunderung!

Es gibt auch Angehörige, die ihre Gehörlosen und Behinderten versteckt halten. Kommt heraus in das Leben! Auch deren Angehörige möchten endlich freier atmen können.

Die Gehörlosen und Behinderten sind wie Salz und Pfeffer. Wenn die. Betroffenen nach all den Jahren mit den Schwierigkeiten zurückblicken, dann erinnern sie sich wohl an die Gewürzmischung. Wie sähe das Leben mit nur Erdbeeren und Sahne aus?

Die Gehörlosen und Behinderten mildern die Kälte im Leben ab. Ob deswegen in das Leben Gott die Gehörlosen und Behinderten mitgegeben hat? Ich glaube und fühle, daß das so sein kann.

Auch in der Zukunft werden wir weiter im Lebenslernprozeß bleiben.

Die einfachste Antwort ist die Logik!

 

 

Nochmals:

Das Leben der Gehörlosen gehört den gehörlosen Menschen, nicht den anderen!

 

Martin Heuser (gl), Münster
BSGS auf neuen Wegen
Fröhliche Gesichter der fortschrittlich eingestellten, zukünftigen Gehörlosenlehrer
Von links: Burkard Hochmuth, Imke Mühlenstedt, Christine Schäfer, Arne Meißner
 

Das Treffen der BSGS – Bundesgemeinschaft der Studierenden der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik – fand am 12. Bbis 14. Juni 1998 in München statt. Es war in mehreren Hinsichten ein besonderes Treffen:

Die BSGS feierte zweijähriges Jubiläum an dem Ort, an dem sie gegründet worden war. Viele der diesjährigen Teilnehmer waren auch beim Gründungstreffen der BSGS in München dabei gewesen und sind immer noch treue Mitglieder. Neben diesem harten Kern waren aber auch diesmal wieder viele neue Teilnehmer dabei. Dieses Nebeneinander von "alten Hasen" und "Newcomern" bildet auch einen

Reiz dieser Treffen, da so einem Verkrusten der Struktur entgegengewirkt wird.

Im Vorstand des BSGS vollzog sich ein "Generationswechsel". Der seit der Gründung amtierende 1. Vorsitzende Burkard Hochmuth (München) und die 2. Vorsitzende Imke Mühlenstedt (Universität Köln) konnten nicht mehr zur Wahl antreten. Mit Christine Schäfer aus München wurde eine Studentin aus dem vierten Semester zur 1. Vorsitzenden, als 2. Vorsitzender wurde Arne Meißner aus Berlin gewählt.

Die Aufgabenverteilung im Vorstand

und die Konzeption der Treffen wurde überarbeitet. Die anfallenden Aufgaben werden in Zukunft gleichmäßig auf alle Vorstandsmitglieder verteilt. Die Konzeption der Treffen soll dahingehend geändert werden, daß neben den bisher bestehenden Arbeitskreisen auch sogenannte Informationskreise angeboten werden. In diesen Infokreisen wurden alternativ, zum Seminarbetrieb in der Universität Themen aufgegriffen, die den Studierenden besonders am Herzen liegen. Im Gegensatz zu den Arbeitskreisen besteht hier nicht das Ziel, konkrete Aktivitäten der BSGS, wie beispielsweise Resolutionen und Aktionen, abzuleiten., Durch dieses Angebot sollen insbesondere "Neueinsteiger" angesprochen werden. Daneben bleiben einige Arbeitskreise weiterhin bestehen.

 

Auch dieses BSGS-Treffen hatte wieder ein vielseitiges Programm zu bieten. Nach einer offiziellen Begrüßung im Plenum mit Vorstellen der momentanen Situation an den verschiedenen Universitäten wurden zum lockeren Einstieg und zum Kennenlernen lustige Spiele für hörgeschädigte Kinder vorgestellt und gleich selbst ausprobiert. Für den Einsatz in der Schule gaben die Referenten zahlreiche Tips.

Im Anschluß berichteten Münchner Studierende von ihren Erfahrungen während ihres Auslandssemesters in Großbritannien.

Am Samstag stand die Arbeit in den Arbeitskreisen im Vordergrund. Die Teilnehmer konnten sich für die Mitarbeit in einem der folgenden Arbeitskreise entscheiden:

Öffentlichkeitsarbeit/LPO;

Schwerhörige;

Ertaubte;

Elternarbeit/Cl;

Integration.

Den Abschluß bildete am Sonntag das große Plenum mit Neuwahlen, Rückblick und Anregungen für das nächste Treffen. Auch hier wurde das Hauptanliegen der BSGS noch einmal verbalisiert (= erklärt), nämlich der Austausch zwischen den Studierenden der verschiedenen Universitäten. Durch diesen "Blick- über den Tellerrand" haben die Studierenden die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern. Insbesondere in der von heftigen Diskussionen geprägten Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik ist es wichtig, daß die Studierenden bundesweit mit einer Stimme sprechen. Durch die Mitgliedschaft von Studierenden aller Universitäten, an denen in Deutschland Hörgeschädigtenpädagogik studiert werden kann, ist dies der BSGS möglich.

Zu den Zielen der BSGS:

In der BSGS sind nur Studierende der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik. Unser Hauptziel ist die Verbesserung des Studiums. Wir wünschen uns ein pluralistisch orientiertes Studium mit Angeboten in allen Bereichen der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik. Derzeit stellen wir in fast allen Studienorten eine einseitige Ausrichtung fest.

Beispielsweise werden uns viel zu wenig DGS- und LBG-Kenntnisse vermittelt. Aber auch die Seminarangebote in der Theorie sind einseitig an hörgerichteten Konzepten orientiert.

Burkard Hochmuth