In memoriam Ingo Eiter
 
Leider müssen wir eine sehr traurige Nachricht bekanntgeben, denn ein Gehörloser namens Ingo Eiter ist nicht mehr unter uns. Es ist ein herber Verlust nicht nur für den Gehörlosen-Sportverein von Tirol, sondern auch für den österreichischen Gehörlosensport. Aber auch weiteren gehörlosen Freunde in Tirol, Österreich, Südtirol und Deutschland auch die Eltern, Bruder, Verwandte und Freunde sind sehr sehr schwer betroffen vom Tod unseres geliebten Ingo.
Ingo Eiter kam am 9.September 1978 in Zams (Oberinntal) auf die Welt. Seine Kindheitsstadionen waren zuerst in Imst, dann Tulfes, dann Hall in Tirol und schließlich wieder Imst, wo er auch seinen Wohnsitz hatte. Zuletzt bezog er ein Zimmer im Haus der Tiroler Gehörlosen in Innsbruck, damit er nicht allzuweit zum Arbeitsplatz nach Wattens fahren mußte.
Der 13.September 2001 war der Tag, welcher uns allen, die ihn kannten, den Atem raubte. Wir erhielten die Todesnachricht, die uns alle schockte. Ingo starb im blutjungen Alter von 23 Jahren an diesem Tag den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen vom 8.September 2001. Seit dem tragischen Unglücksfall ist er aus dem Koma nicht mehr aufgewacht.
Beim Begräbnis am 19.September 2001 in Imst waren sehr viele Gehörlose unter den Trauergästen. In der Pfarrkirche und anschließend bei der Bestattung begleiteten ihn neben den Angehörigen, Bekannten, Arbeitskollegen auch 70 bis 100 Gehörlose auf seinem letzten Weg. Der Gottesdienst in der Pfarrkirche war sehr feierlich und sehr gut organisiert. Das war ein lebendiger Sterbegottesdienst, der alle Trauergäste sehr beeindruckte. Der Diakon Andreas Sturm (sein Bruder ist gehörlos) gestaltete die Trauerfeier beeindruckend. Beim Gottesdienst waren das Handy von Ingo und ein Fußball auf dem Altar zu sehen. Mit diesen zwei geliebten Dingen von Ingo und auch mit Geschichten über seine Kindheit bzw. sein Erwachsenenleben hat der Diakon über die Lebensgeschichte unseres geliebten Verstorbenen erzählt. Der Geistliche beeindruckte uns mit seiner bravourösen Erzählkunst, und wir bekamen eine Gänsehaut und viele konnten ihre Tränen nicht verbergen. Die Predigt von dem Diakon wurde von unserem Gehörlosenseelsorger Manfred Pittracher gedolmetscht. Auf dem Weg zur Bestattung trugen sechs Fußballer des GSV Tirol den Sarg zum Friedhof. Der Sportobmann Erwin Jordan hielt ebenso wie Georg Marsch den Nachruf in Gebärdensprache. Ausserdem hat die Bläsergruppe von der Werkmusik der Firma D.Swarovski bei dieser Feier musikalisch umrahmt. Auch viele Arbeitskollegen von Ingo begleiten den lieben Verstorbenen auf seinem letzten Weg.
Ingo hat nach dem Pflichtschulbesuch in der Gehörlosenschule in Mils eine Zahntechnikerlehre angetreten. Kurz nach Beendigung seiner Lehrzeit schuftete er als emsiger Arbeiter bei der international bekannten Firma D.Swarovski, wo er bis zuletzt tätig war. Für den Gehörlosen-Sportverein Tirol ist der Tod von Ingo ein sehr harter Schlag. Er war seit 1997 Mitglied beim GSV Tirol, wo er bis zu seinem Weggang Fußball gespielt hat. Außerdem ist er bei der Generalversammlung des GSV Tirol im Juni 2001 zum Fußballsektionsleiter gewählt worden.Trotz seines blutjungen Alter nahm er die Mühe neue Fußballer hinzubekommen hat. Eine Woche vor dem Unglück war er Torschützenkönig bei einem internationalen Turnier in Salzburg. Er war exzellenter Techniker und seine gewaltige Schußkraft war nichtzu übersehen. Nur das Laufen bereitete ihm manchmal Mühe, wei er mit dem Ball so sehr verliebt war, und er vergaß manchmal, dass auch das Laufen zum Fußballspielen gehört. Kondition war nicht seine Stärke, aber in letzter Zeit versuchte er seine Kondition zu verbessern. Obwohl er Sektionsleiter war, und großen Einfluß auf die Aufstellung gehabt hat, saß er manchmal auf der Ersatzbank, wei er auf die gute Leistunger unserer Spieler vertraut hatte. Doch wenn er auf dem Platz war, war er immer torgefährlich. Er war einer unserer besten Leistungsträger im Fußball. Seine Freude war sehr groß, als der GSV Tirol den ersten Meistertitel im österreichischen Gehörlosen-Fußballsport seit der Gründung der Sektion Fußball vor 27 Jahren holen konnte. Er war Fußballchef, als wir Meister wurden.
Kurz vor dem Unglucksfall war er sehr fröhlich und bestens gelaunt, weil ich Geburtstag gehabt habe. Und er hätte zwei Tage später Geburtstag gehabt, den er leider nicht mehr erleben konnte. Wir konnten nicht begreifen, dass es etwas passiert ist. Das Schicksal hat es leider so gewollt. Ingo war stets ein fröhlicher Mensch, der aber auch manchmal wenn ihm etwas nicht passte, seine Meinung sagte. Er lernte gerne neue Leute kennen. Und sein Motto war: "Das Leben ist eine Party!" Die Eltern von Ingo waren sehr angetan, dass so viele Gehörlose beim Rosenkranz und beim Begrabnis dabei waren. Sie sind dankbar und haben uns viele Dankesbriefe geschrieben, und haben uns immer wieder gedankt, dass ihr Sohn immer in guten Händen bei den Gehörlosen war. Der Gehöröosen-Verein Innsbruck, in dem auch Ingo Mitglied war, ist auch betürzt über das Ableben unseres geschätzten Mitbürgers ebenso wie Tiroler Landesverband der Gehörlosen. Zudem danken wir dem Österreichischen Gehörlosen-Sportverband und österreichische Gehörlosenvereine, die uns ehrenvollle Beileidsschreiben übermittelt haben.
Im Namen des Gehörlosen-Sportvereines von Tirol, Gehörlosenvereines Innsbruck und ihrer Freunde möchten wir diesem lebenslustigen Boy für seine Mühe herzlich danken. Wir danken dem Herrgott, dass Ingo bei uns gelebt hat, und dieser uns durch die Tage und Nächte begleitet hat. Unser Freund Ingo Eiter wird in unseren Herzen immer in Erinnerung bleiben.
Paul Steixer
Er wurde bei Zeltfest von Ordner geprügelt.