Diese Schilderung des Überfalls erhielten wir von Marie per email:

Im Sommer gehen Diamanda - die Freundin - und Frank immer um drei Nachmittags ein und den selben Weg hier in Dorsten, weil Diamanda dann Brailleunterricht nimmt, da sie einen zusätzlichen Handschaden hat. (Der Name klingt übrigens exotisch, ist sie aber nicht, die Amerikanerin Diamanda Galas stand Pate für den Namen mehr nicht). Na ja und bisher dachten wir alle nicht das es verwerflich wäre auf der Straße zu sprechen bzw. zu gebärden, aber wir wurden halt eines "besseren" - ha, ha! - belehrt, weil an sie jenem Tag ziemlich feige von hinten von drei Faschos mit Holzstücken auf den Kopf geschlagen wurden. Wir wissen mittlerweile, dass diese Faschos sie abgepasst haben (müssen sie wohl des öfteren da gesehen haben) und einer dieser Unmenschen hat bei der Polizei zu Protokoll gegeben - ich zitiere - "solche Missgeburten müssen ausgerottet werden, sie schaden der Ehre unseres Volkes". Das erste was ich - natürlich neben der Betreuung Diamandas und Franks - gemacht habe war Kerzen am Tatort aufgestellt mit einer Tafel, was passiert war. Diamanda kam dann auf die Idee Unterschriften zu sammeln und ich habe es in die jetzige Fassung umgesetzt (sie selbst kann noch nicht wieder für länger an den PC), denn ich glaube so, noch mehr Leute erreichen zu können.

Diamanda (gl), die zusammen mit ihrem Freund Frank überfallen wurde, berichtet:

Mein Name ist Diamanda Kleist - ich sage das, weil ich keine Angst habe - und ich bin gehörlos und wohne in NRW. Ich studiere und jeden Tag nachmittags muss ich in Brailleschrift unterrichtet werden, weil ich durch zwei fehlende Nerven in meiner Hand nicht gut normal schreiben kann. Also bin ich auch an jenem Tag im August zum Unterricht gegangen und habe auf dem Weg mit einem Freund gebärdet wie sonst auch, aber auf dem Rückweg, wir haben es nicht bemerkt, sind wir von hinten von Faschisten angegriffen worden. Eigentlich weiß ich nicht, wieso es überhaupt keiner bemerkt hat. Ich weiß, dass sie nicht hinter uns auf der Straße waren und die Polizei glaubt, dass sie aus einer Toreinfahrt gekommen sind und wussten, dass wir dort jeden Tag langgehen. Jedenfalls die Leute, die auch auf der Straße waren, sagen alle, dass sie nichts vorher gesehen haben. Ich weiß nicht, ob sie nicht lügen. Aber vielleicht haben sie auch Angst. Allerdings erinnere ich mich an eine Wunde, die ich später irgendwo hatte und in der ein Holzsplitter gewesen war. Ich weiß eigentlich nichts über den Schlag mit dem er kam. Man hat mir dann auch gesagt, dass es Nazis waren und dass die das bei der Polizei sogar zugegeben haben und nun verurteilt werden, aber ich kann es nicht verstehen. Ich habe das gleiche Recht, mich auf der Straße zu unterhalten wie Hörende auch und stolze Deutsche sind die sicher nicht, denn ein Mensch der stolz darauf sein will zu irgendein Nation zu gehören ist tolerant und weltoffen, nicht so wie diese Leute.

Nicht tatenlos zusehen oder sich verstecken!
Mit einer Unterschriftensammlung will Marie etwas gegen den rechten Terror unternehmen:

"Mein Name ist Marie, ich bin hörend und ich möchte einen "Schweigeteppich" GEGEN Nazis im Internet veröffentlichen. Das bedeutet ich möchte eine Liste mit Namen von Leuten die gegen Nazis sind ins Internet stellen. Ich mache das, weil ich gelernt habe, dass so was nicht immer nur in der Zeitung geschrieben wird. Die Leute denken dann immer nur "Oh, sehr schrecklich". Aber vor ein paar Wochen ist mein gehörloser Bruder zusammen mit einer Freundin auch von Nazis anggegriffen worden, weil sie auf der Straße gebärdet haben und seitdem bin ich der Meinung dass auch ich etwas tun muss. Denn die Nazis haben kein Recht, Leute die sich unterhalten von hinten mit Holzstücken anzugreifen und bei der Polizei zu sagen, dass Gehörlose "der Ehre des Volkes" schaden. Das ist völliger Schwachsinn. Deshalb hatte ich zusammen mit der Freundin die Idee so eine Aktion zu machen und Namen zu sammeln (veröffentlicht werden nur der Vorname und der Wohnort, weil es nach einem Gespräche mit einer Antifaschistischen Initiative zu gefährlich wäre den vollen Namen zu veröffentlichen). Wer mitmachen möchte schickt mir bitte eine Email mit seinem Namen und seinem Wohnort an: veljanova@hotmail.com Wenn ich 500 Namen zusammen habe gebe ich die Liste online (ihr werdet benachrichtigt)

Danke"