"Taubenschlag" - Info-Zentrum und Treffpunkt für Hörgeschädigte im Internet  
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1. Vorstellung

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich, auch im Namen des Teams von www.taubenschlag.de . Ich bin mir der großen Ehre bewußt, bei dieser Tagung als erster Referent auftreten zu dürfen. Diese Ehre kommt allerdings unserer Website zu.

Gerade in diesem Kreise von Medienlehrern an Hörgeschädigtenschulen muß ich befürchten, Eulen nach Athen zu tragen. Möglicherweise kennen Sie alle den Taubenschlag. Dann lassen sich Wiederholungen leider nicht vermeiden.

Ich habe diesen Text als HTML-Dokument formatiert, mit links zu den entsprechenden Seiten versehen und in den Taubenschlag hochgeladen. Ich rede also nicht nur über den Taubenschlag, sondern wir bewegen uns in ihm - und im Internet. Ich möchte Sie alle zu einer Surfpartie einladen. Und wenn Sie den Taubenschlag schon kennen, habe ich für Sie noch einige ergänzende Insiderinformationen parat. Was die Geschwindigkeit unseres Surfvergnügens betrifft, sind wir natürlich von der Technik und vor allem vom momentanen Verkehrsaufkommen im Internet abhängig. Falls es also einmal haken oder langsam vorangehen sollte, bitte ich um Ihre Nachsicht. Ich habe auf beschleunigende Maßnahmen wie das Brennen einer CD mit allen relevanten Daten verzichtet, da ich denke, daß eine live-Darstellung allemal lebendiger ist, im wahrsten Sinne des Wortes.

Für diejenigen unter Ihnen, die noch nicht im Internet ein und aus gehen oder noch nicht auf den Taubenschlag gestoßen sind, will ich ihn vorab kurz vorstellen. http://www.taubenschlag.de ist die Adresse einer Website für Hörgeschädigte. Da die meisten von Ihnen normalhörend sein dürften, brauche ich sicherlich nicht das Wortspiel zu erläutern, das sich hinter dem Namen Taubenschlag verbirgt. Aber bevor ich auf inhaltliche Dinge eingehe, will ich Ihnen unser Team kurz vorstellen.

1.1. Das Team

Das Team der "Taubenschläger" ist in jeder Beziehung eine bunte Mischung. Was den Hörstatus betrifft: 2 Hörende, 3 Schwerhörige und ein Gehörloser. An der Zusammensetzung des Teams sehen Sie, daß es keinerlei "rassistische" Ausgrenzungen (in bezug auf den Hörstatus) gibt. Die Berufe: Vertreter, kaufmännischer Angestellter, Informatiker, Doktorand der Informatik, Hörgeschädigtenlehrer und Gehörlosenseelsorger. Sie sehen übrigens, es ist kein professioneller Journalist dabei. Und die Wohnorte sind über die Welt verstreut: Bremen, Hannover, Hilgermissen, Luxemburg und Philadelphia.

1.2. Die Organisationsstruktur

Die Organisationsstruktur des Taubenschlags ist geradezu anarchisch. Es gibt keinen Chef. Auf einer basisdemokratischen Ebene werden alle Entscheidungen vom Team gefällt. Von winzigen Reibungsverlusten abgesehen, die wohl überall auftreten, wo Menschen zusammenarbeiten, funktioniert das vorbildlich. Sechs Teammitglieder, die sich größtenteils nie gesehen haben und über die Welt verstreut leben, arbeiten gemeinsam an einem Werk. Mich fasziniert diese Vorstellung noch immer, obwohl sie mittlerweile zu meinem Alltag gehört.

Wenn grundsätzliche Entscheidungen gefällt werden müssen, findet eine Abstimmung statt. Ansonsten arbeiten wir arbeitsteilig, und jedes Teammitglied verwaltet seinen Teilbereich des Taubenschlags.

1.3. Transparenz

Wie ist solch eine Zusammenarbeit technisch möglich? Im wesentlichen basiert sie auf den Möglichkeiten der email. Jedes Teammitglied verschickt alle Schreiben, die den Taubenschlag betreffen, mit CC (carbon copy = Durchschlag) an alle anderen. Erhalte ich eine email, die den Taubenschlag betrifft, geht sofort ein FWD (forward = Weiterleitung) an das Team. Und da man ganze Gruppen als Empfänger einrichten kann, reicht für solch eine "Postwurfsendung" ein einziger Mausklick. Mit herkömmlichen Mitteln wäre das ein unzumutbarer bürokratischer Aufwand.

Neben den emails nutzen wir auch das Programm ICQ. Dieses Programm ermöglicht es, zu sehen, wer von den Freunden und Bekannten gerade online ist. Man kann mit ihnen dann messages austauschen, chatten, Internetadressen austauschen usw. Wenn es sich ergibt, finden auf diese Weise auch kleine "Redaktionskonferenzen" statt.

Ich brauche sicher nicht zu betonen, daß beide Kommunikationsformen, email und ICQ, Entfernungen unerheblich machen. Gespräche mit den Teammitgliedern in Luxemburg und Philadelphia finden mit der gleichen Leichtigkeit statt wie mit denen in Bremen oder Hannover. Und beide Kommunikationsformen werden von den "Taubenschlägern" täglich intensiv genutzt.

1.4. Philosophie und Zielsetzung

1.4.1. Deaf Awareness

Der gemeinsame "ideologische" Nenner aller Teammitgleider läßt sich in dem amerikanischen Slogan zusammenfassen: "I support Deaf Awareness." Und nicht zufällig sind Deaf und Awareness GROSS geschrieben. Wir wollen dazu beitragen, daß das Selbstbewußtsein von Hörgeschädigten und ihr Ansehen in der Welt der Hörenden gestärkt werden.

1.4.2. Unabhängkigkeit

Im World Wide Web hat buchstäblich jeder, jede Firma, jede Organisation und jeder Privatmann, die Möglichkeit, eine eigene Website zu eröffnen. Wir legen größten Wert darauf, in jeder Beziehung unabhängig zu sein. Der Taubenschlag ist eine Privatinitiative. Hinter uns steht keine Organisation, und Werbung lehnen wir strikt ab. Lediglich der virtuelle Server wird von einem Sponsor, dem d.o.v.-Verlag, zur Verfügung gestellt. Sämtliche Kosten tragen wir privat, ob es nun die Domain-Anmeldung ist oder unsere nicht unerheblichen online-Gebühren. Wir betrachten den Taubenschlag als nicht gerade billiges Hobby.

1.4.3. Meinungsfreiheit

Wir sind in extremer Weise auf unsere Unabhängigkeit bedacht, weil wir sicher sind, daß wir nur so echte Meinungsfreiheit praktizieren können. Selbstverständlich hat jeder von uns seine Meinung in bezug auf Hörgeschädigtenbelange, individuell unterschiedlich, aber doch mit einer gemeinsamen Richtung. Unabhängig davon bieten wir auch jedem "Andersgläubigen" die Möglichkeit, seine Meinung im Taubenschlag zu veröffentlichen. Und da kann es schon extreme Unterschiede geben.

Es gibt Verbände und auch deaf sites, die entschieden jede abweichende Meinung verdammen und tabuisieren. Im Gegensatz dazu kann bei uns jeder seine Meinung unzensiert veröffentlichen. Wir kennen in dieser Hinsicht keinerlei Tabus oder Berührungsängste und halten es mit dem Spruch: "Ich finde Ihre Meinung zwar grundverkehrt, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie öffentlich sagen dürfen!"

Wir nehmen uns allerdings auch die Freiheit, Dinge zu veröffentlichen oder auch anzuprangern, die sonst kaum eine Chance auf Veröffentlichung hätten. So weisen wir auf krasse Fälle von Diffamierung Hörgeschädigter in der Werbung (Slogan: "Ich höre, also bin ich!") oder auf krasse Fälle von Unterdrückung der Pressefreiheit hin. In ironischer Form ernennen wir hier Kandidaten für den "AmO" - den Preis für negative Verdienste um Hörgeschädigte. "Amo" bedeutet übrigens Arsch mit Ohren. So würden wir zwar nie jemanden betiteln und diffamieren wollen, aber Kandidaten für die virtuelle Preisverleihung stellen wir schon auf. Einen positiven Preis haben wir übrigens auch ausgesetzt: Die "I love you"-Orchidee. Leider gibt es dafür noch keinen Kandidaten. Liegt es nun daran, daß schon so viele Wacker-Medaillen, Kulturpreise usw. verteilt werden, oder gibt es so wenige Menschen, die sich um die Belange der Hörgeschädigten verdient machen? Mitarbeiter des Taubenschlags sind natürlich von der Kandidatur ausgeschlossen ;-}

1.4.4. Weltoffenheit - einzige deutsche deaf site mit englischen Seiten

Gehörlose sind stolz darauf, mit ihrer Gebärdensprache auf internationaler Ebene kommunizieren zu können. Im World Wide Web ist allerdings Englisch die vorherrschende Sprache. Es gibt eine kaum noch überschaubare Vielzahl von deaf sites auf der ganzen Welt. Um den Taubenschlag auch international zugänglich zu machen, bieten wir die Hauptseiten auch in englischer Sprache an. Damit ist der Taubenschlag zur Zeit die einzige deutsche deaf site, die auch im Ausland gelesen werden kann.

1.4.5. Informationsquelle und Wegweiser

Der Taubenschlag soll Hörgeschädigten eine Informationsquelle bieten. Da Hörgeschädigte oftmals von Informationen ausgeschlossen waren, soll der Taubenschlag dazu beitragen, diesen Mangel zu beseitigen. Das Internet bietet dafür ungeahnte Möglichkeiten. Allerdings ist es oftmals nicht einfach, sich in diesem gigantischen Überangebot zurechtzufinden. Aus diesem Grunde hat der Taubenschlag auch eine Wegweiser-Funktion eingenommen. Mit Verknüpfungen in alle Welt wird die intenationale Deaf World zugänglich gemacht.

1.4.6. Aktualität

Nichts ist langweiliger als eine statische Website. Wie bei einer Tageszeitung erwartet der Besucher täglich etwas Neues. Nun kann unmöglich eine Website täglich neu gestaltet werden. Aber Nachrichten aus der Welt der Hörgeschädigten lassen sich schon sammeln und täglich aktualisieren.

1.4.6.1. tägliche Presseausschnitte

Erstaunlich oft wird über Hörgeschädigte in der Presse berichtet. Man liest es nur nicht, weil es in so vielen verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wird. Wir bringen diese Ausschnitte in geballter Form und chronologisch geordnet. Fremdsprachige Artikel veröffentlichen wir in der Originalsprache. Wenn sie uns sehr bedeutsam erscheinen, machen wir uns aber auch schon einmal die Mühe, sie ins Deutsche zu übersetzen. Wie zum Beispiel bei der Artikelserie über gehörlose Mexikaner, die von ihresgleichen als Arbeitssklaven in den USA gehalten wurden. Ein Fall übrigens, der in der deutschen Presse keine Erwähnung fand, deutsche Hörgeschädigte aber brennend interessierte - und nur durch den Taubenschlag zugänglich wurde.

Falls Sie sich fragen, wie wir das technisch bewerkstelligen: Es gibt im WWW den "Paperboy". Den Paperboy habe ich beauftragt, täglich die Presse im Internet nach Stichwörtern wie "schwerhörig, gehörlos, Gebärdensprache" usw. zu durchforsten. Dieser Service ist kostenlos und sehr zuverlässig. Vorbei die Zeiten, in denen man teure Spezial-Ausschneideagenturen beauftragen mußte, die Presse zu sichten. Da allerdings der Paperboy vollautomatisch arbeitet, ist ein Nachsichten unumgänglich. Natürlich listet der Computer auch Artikel auf, in denen Wendungen wie "stieß mit seinem Vorschlag auf taube Ohren" vorkommen.

1.4.6.2. Veranstaltungen und Termine

Aktuelle Ereignisse in der Hörgeschädigtenwelt können im Taubenschlag publik gemacht werden. Wir bekommen Anfragen und Bitten von Verbänden und Einzelpersonen, die Veranstaltungen wie ein Beachvolleyballturnier, die Loveparade oder die Titanic-Ausstellung im Internet ans "Schwarze Brett" hängen wollen. Diesen Bitten kommen wir immer gerne nach.

1.4.6.3. Erreichbarkeit

Die Besucher des Taubenschlags sollen nicht den Eindruck bekommen, einer anonymen oder schwerfälligen Institution gegenüberzustehen. Wir freuen uns über jede email, jede Anregung und jede Reaktion, und um die Freude an der Kommunikation zu erhalten, bemühen wir uns, jede Anfrage mindestens innerhalb eines Tages, oft schon nach wenigen Stunden, zu beantworten. So ensteht beim Besucher das Bewußtsein, daß der Taubenschlag stets schnell erreichbar ist.

1.4.7. Förderung der Kommunikation

Der Bereich, in dem Hörgeschädigte am stärksten behindert sind, ist der der Kommunikation. Da sich emails, chats und das "Surfen" auf der schriftsprachlichen Ebene abspielen, bietet sich hier eine einmalige Chance für Hörgeschädigte. Sieht man einmal von Einschränkungen in der Sprachkompetenz ab, so sind Hörgeschädigte in diesem Bereich unbehindert. Sie können untereinander, aber auch mit Hörenden mühelos kommunizieren. Der Taubenschlag bemüht sich, auch hier Möglichkeiten und Ausgangspunkte aufzuzeigen.

1.4.8. Ratgeber

Obwohl der Taubenschlag wie gesagt eine Privatinitiative ist, wird er von vielen Besuchern als Ratgeberinstitution betrachtet und genutzt. Da wir alle im Team die verschiedenartigsten Profis im Hörgeschädigtenbereich sind, sind sie damit auch oftmals an der richtigen Adresse. Und wir helfen gern. So erreichen uns Anfragen nach Praktikumsplätzen, Gebärdenkursen, nach der Anschrift des gehörlosen Friseurmeisters, der in "Sehen statt Hören" vorgestellt wurde usw. In den meisten Fällen können wir helfen. Wenn keiner von uns Rat weiß, kommt die Anfrage auf die "Rat & Tat"-Seite. Aber davon später.

1.4.9. Kooperation mit anderen deaf sites

Keine deaf site kann einen Alleinvertretungsanspruch erheben. Ein wesentlicher Bestandteil der Taubenschlags-Philosophie ist deshalb die Kooperation mit anderen deaf sites. Diese Kooperation funktioniert vorbildlich. Die Webmaster kennen einander - zumindest per email - und machen sich gegenseitig auf wichtige Ereignisse oder Informationen aufmerksam, die es zu verlinken gilt. In manchen Fällen geht das so weit, daß kaum noch zu erkennen ist, auf welcher Website man sich gerade befindet. Es findet eine Website-übergreifende Arbeitsteilung statt. So sind seit kurzem der Taubenschlag und www.gehoerlos.de miteinander liiert. Der Taubenschlag bringt die Presseseiten und gl.de das "Café", ein Meinungsforum, in die Verbindung ein. So können Sie jetzt die Taubenschlags-Presseseiten bei gl.de und das "Café" im Taubenschlag finden. Und wenn Jens Westphal in Hamburg eine Website betreibt, die sich ausschließlich auf Hörgeschädigten-links konzentriert, kann man die eigene links-Sammlung getrost vergessen. So ergibt sich aus der Vielfalt der deaf sites ein immer komplexer werdendes Gesamtbild.

2. "Historisches"

Der Taubenschlag besteht seit einem knappen Jahr. Damit ist er einerseits noch sehr jung, andererseits gehört er damit zu den ältesten deaf sites. - Im Computerbereich und im Internet gibt es offensichtlich eine andere Zeitrechnung. - Vorher waren www.gehoerlos.de, www.hoerbehinderten-info.de und einige kleinere sites im Netz.

Der Taubenschlag ist quasi unbeabsichtigt entstanden, aus einer Notsituation heraus. Drei der "Taubenschläger" hatten vorher bei hoerbehinderten-info mitgearbeitet. Der gehörlose Betreiber lehnte jegliche externe links ab und damit die Kooperation mit anderen deaf sites. Die Gründung einer weltoffenen und kooperativen site wurde dadurch unumgänglich. Mittlerweile kränkelt hoerbehinderten-info mit leerer Titelseite vor sich hin und scheint in der selbstgewählten Isolation zu verkümmern. Andere deaf sites sprießen wie die Pilze aus dem Boden. Inzwischen haben Gehörlosenbund, Schwerhörigenbund, Landesverbände, Sportvereine und Privatpersonen ihre eigenen Internetadressen. Ein wirklich übergreifendes Angebot scheint im Moment aber nur der Taubenschlag zu bieten.

3. Rubriken

3.1. Zeitschriften: SBW (selbstbewußt werden) und Handzettel

Die Presseseiten sind gewissermaßen das Ergebnis einer täglichen Fleißarbeit. Der Taubenschlag bietet darüber hinaus zwei komplette Zeitschriften. Der "Handzettel" wird von "Taubenschläger" Pastor Ilenborg herausgegeben und erscheint monatlich. Die Zeitschrift "selbstbewußt werden" dürfte allgemein bekannt sein. Sie wird von engagierten Gehörlosen herausgegeben und erscheint vierteljährlich. Selbstverständlich sind die online-Ausgaben kein Ersatz für die gedruckten Versionen. Sie ermöglichen aber einen Überblick, lassen sich ausdrucken und erscheinen per Internet blitzschnell weltweit. So braucht ein amerikanischer Freund jetzt nicht mehr 8 Wochen zu warten, bis er die gedruckte Version erhält. Er kann SBW vorab im Taubenschlag lesen.

3.2. Sehen statt hören

Die Redaktion von "Sehen statt hören" veröffentlicht in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen und Schwerhörigen die Texte (Untertitel) der Sendungen. Man kann sie dort abonnieren - oder aber auch im Taubenschlag nachlesen - für den pädagogischen Einsatz, zum Besprechen und Erläutern der Untertitel, aber auch zum Nachlesen von verpaßten Sendungen oder für Leute, die im Ausland leben.

3.3. Kolumnen

In dieser Rubrik befinden sich Artikel, Vorträge und Referate. Außerdem findet man in "zugeschlagen" (in Analogie zum Tauben-Schlag) dezidierte Meinungen zu Belangen der Hörbehinderten. Und da gibt es bei uns, wie gesagt, keine Zensur. Zu den Kolumnen gehören aber auch die Abteilungen "Witze" (über Hörgeschädigte) und "Kuriositäten". Schon erstaunlich, was es im Zusammenhang mit der Hörbehinderung alles so gibt!

3.4. Sport

Dies ist wohl der Bereich, in dem sich Gehörlose am heimischsten fühlen. Wir bieten links zu deutschen und internationalen Sportseiten, aber auf Wunsch auch eigene Infoseiten zu Veranstaltungen. Sie empfinden die Sportbegeisterung Gehörloser als beschränkt? Nun, dann sehen Sie sich einmal an, was in diesem Bereich alles läuft: hörgeschädigte Angler, Motorsportler, Piloten usw. - eine erstaunliche Vielfalt, die erst per Internet so richtig deutlich wird.

3.5. Rat & Tat/ Kontakte

Die Rubrik "Rat & Tat" haben wir eingerichtet, als vermehrt Anfragen von Besuchern kamen. Wir haben uns bemüht, diese Fragen direkt zu beantworten. Wenn aber letztlich das ganze Team ratlos war, dann haben wir - nach Rücksprache mit dem Absender - die Anfrage bei "Rat & Tat" ans "Schwarze Brett" gehängt, in der Hoffnung, daß vielleicht ein Leser eine kompetente Antwort geben könnte.

Kontaktanzeigen - ob es nun um Brieffreundschaften, die Suche nach einer Frau für den gehörlosen Sohn oder um einen Praktikumsplatz geht - werden immer beliebter. Wie erfolgreich sie letztlich sind, können wir nicht beurteilen, da Reaktionen per email direkt an den Absender erfolgen.

3.6. Kirche

Die Rubrik "Kirche" ist genau genommen eine eigenständige Website innerhalb des Taubenschlags. Sie wird deshalb oft in link-Listen gesondert als "Gehörlosenkirche im Internet" aufgeführt. Ronald Ilenborg pflegt die Kontakte zu den deutschen Gehörlosengemeinden und zum Dachverband der evangelischen Gehörlosenseelsorger DAFEG. Die Gehörlosengemeinden stellen sich selbst und ihre Arbeit dar, ihr Personal und ihre Veranstaltungskalender. Darüber hinaus bietet Ronald Ilenborg Informationen zu theologischen Themen wie Taufe und Hochzeit in einfacher Sprache an - und nicht zuletzt die stets aktuelle Version seines bereits oben erwähnten "Handzettels".

3.7. Lernen

Unter "Lernen" findet man Linksammlungen der deutschsprachigen Schulen für Hörgeschädigte, der Berufsbildungswerke, der Hochschulen, Fachzeitschriften usw.

Aufgrund der Artikelserie "(Computer-) Power to the Deaf!", die ich für die Zeitschrift "hörgeschädigte kinder" schreibe, erhalte ich immer wieder Anfragen von Eltern, die Spracherwerb und Lernfortschritte ihres hörgeschädigten Kindes mit Hilfe des Computers optimieren möchten. Um den Zugang zu Lernsoftware zu erleichtern, habe ich eine Linksammlung zu diesem Thema erstellt. Auch meine Artikel, die z.T. Tests von Lernsoftware enthalten, sind im Taubenschlag zugänglich.

Was aber der "Hit" ist: Die "SOFTESTs" des Kollegen Franz Mayr aus Straubing. Franz Mayr - den ich vor einem Jahr auf der Tagung dieser AG in Hilpoltstein kennengelernt habe - testet seit Jahren Lernsoftware, speziell auch unter dem Aspekt der Eignung für hörgeschädigte Kinder. Um diese informativen Tests nicht "in der Schublade verstauben" zu lassen und sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben wir eine gesonderte SOFTEST-Abteilung im Taubenschlag eingerichtet. Am Rande sei noch für AG-Mitglieder und technisch Interessierte der Vorgang der TS-Veröffentlichung erwähnt: Franz Mayr testet die Lernsoftware und schreibt den Bericht mit MS Word. Per email oder Diskette sendet er die Tests an Ulrich Petz, der sie ins PDF-Format umwandelt. Von ihm erhalte ich dann die PDF-Dateien als email-Anhang, binde sie in die SOFTEST-Seiten ein und lade sie auf den Server hoch. Eine tolle Kooperation von AG-Mitgliedern!

Diese vorbildliche Kooperation findet übrigens noch an anderer Stelle statt. Um Eltern und Lehrern die intensive Arbeit an den Untertitel-Texten aktueller Filme zu ermöglichen, bietet Bernhard Brämswig von der Untertitelwerkstatt Münster den Download kompletter Filmtexte an. Das geht natürlich von seiner Website aus, per link aber auch vom Taubenschlag.

Eine gesonderte Thematik stellt das Lernen IM INTERNET dar. Es gibt, besonders in den USA, diverse Institutionen, die dieses Medium für die Schulung von Managern und Mitarbeitern nutzen. Online-Lernen für Kinder, in Deutschland, und dann möglichst noch speziell für hörgeschädigte Kinder - das ist allerdings noch Mangelware. Immerhin gibt es aber (für Hörende) einige Ansätze. So ist es beispielsweise denkbar, Angebote, die für ausländische Lernende der deutschen Sprache gedacht sind, für hörgeschädigte Schüler zu nutzen. Anbieten würden sich hier z.B. die "Wochenshow" des Goethe-Instituts und "Landeskunde im Internet", ein amerikanisches Lern-Angebot. Sicherlich kann man sich noch viel zielgerichtetere und ausgefeiltere online-Lernumgebungen vorstellen. Einen kleinen Ansatz habe ich vor einem Jahr mit einem Seminar der Universität Hamburg versucht. Das Ergebnis, "Nili, das kleine Nilpferd", können Sie in der letzten Ausgabe von "hörgeschädigte kinder" nachlesen oder besser noch im Taubenschlag ausprobieren - und wer Interesse hat, kann sich morgen im Workshop von beteiligten Studenten und mir über die "Machart" und weitere Details informieren lassen.

4. Statistik

Es gibt im Internet spezielle Dienste, die den Besucherverkehr zu Websites erfassen und statistisch auswerten. Das muß nicht mit einem auf der Titelseite sichtbaren Zähler stattfinden, sondern kann dezent im Hintergrund ablaufen. Für diese Lösung habe ich mich entschieden. Was aber nicht bedeuten soll, daß unsere Statistiken Geheimsache sind. Ich gewähre Ihnen gerne Einblick.

Obwohl wir keinerlei kommerzielle Interessen haben, sind wir zugegebenermaßen schon daran interessiert, daß unser "Baby" wächst und gedeiht. Und natürlich verfolgen wir gespannt die Entwicklung der Besucherzahlen in der Statistik.

Die Statistik zeigt u.a. die Anzahl der täglichen Besucher. Nun fängt jeder einmal klein an, und am Anfang lagen die Besucherzahlen natürlich sehr niedrig. Der Jahresdruchschnitt liegt z.Z. bei 66, de facto liegen die täglichen Besucherzahlen aber bei mehr als dem Doppelten. Insgesamt werden wir innerhalb des ersten Jahres mehr als 20 000 Besucher verzeichnen können. Ob das nun viel oder wenig ist, ist natürlich eine Frage der Perspektive. Wenn man aber bedenkt, für welch kleine Minderheit wir "senden" und wie wenige Hörgeschädigte einen Computer mit Internetzugang haben, ist das aus meiner Sicht schon recht viel.

Die Statistik gibt natürlich nicht über den Hörstatus der Besucher Auskunft. Sie zeigt aber sehr wohl, woher die Besucher kommen. Auffällig oft befinden sich die Adressen von Hochschulen darunter. Von der Tendenz her ist der Taubenschlag schon eine Website für Profis und hörgeschädigte "Eierköpfe" - was angesichts der Macher ja auch nicht weiter verwunderlich ist. Und daß die Rubrik "Lernen" an der zweiten Stelle der "Hits" liegt (monatelang lag sie an erster), spricht auch für sich. Aber es tummeln sich auch immer mehr "Otto Normal-Deafies" im Taubenschlag. Unsere Renner für diese Zielgruppe - und nicht nur für sie - sind die Presseseiten, die jetzt, wie gesagt, auch über www.gehoerlos.de erreichbar sind.

Verfolgt man von der Statistik aus zurück, woher die Besucher kamen, stellt man fest, daß die überwältigende Mehrheit aus dem deutschsprachigen Raum kommt. Allerdings gibt es auch Querverbindungen in alle Welt: Links zum Taubenschlag von den USA, aus den Niederlanden, Schweden, Korea usw. Wir sind halt international ;-)

5. Perspektiven

Websites kommen und gehen, links müssen permanent auf ihre Gültigkeit überprüft werden, und kaum etwas ist so verderblich wie Digitales. Natürlich kann kein Mensch prophezeien, ob und wie lange der Taubenschlag noch bestehen wird. Theoretisch kann er mit einem Federstrich ausgelöscht werden - von uns Betreibern selbst. Das ist allerdings mehr als unwahrscheinlich, schon deshalb, weil es sich nicht um einen "Ein-Mann-Betrieb" handelt. Fällt ein Teammitglied aus, z.B. während des Urlaubs, dann werden seine Aufgaben von den anderen übernommen. Diese Absprachen funktionieren hervorrragend.

Unter Hörgeschädigten spricht es sich schnell herum, welche unerhörten Möglichkeiten das Internet bietet. Es ist daher mit Sicherheit davon auszugehen, daß die potentielle Zielgruppe des Taubenschlags sich massiv vergrößern wird. Es wird zuweilen auch die Meinung laut, andere Medien wie z.B. das Schreibtelefon würden durch email und chats an die Wand gedrückt werden. Wie dem auch sei - mit deaf sites und damit mit demTaubenschlag kann es eigentlich nur weiter bergan gehen.

Unsere Zielsetzungen für die Zukunft? Natürlich unser Angebot weiter auszubauen. So ist im Moment beispielsweise im Gespräch, ähnlich wie bei SBW die komplette Ausgabe von "hörgeschädigte kinder" im Taubenschlag anzubieten. Denkbar wäre beispielsweise auch, eine Abteilung speziell für Kids einzurichten, in der dann auch "Das bunte Blatt" einen Platz finden könnte.

Eigenständige Lernprogramme, für die Nili nur ein schwachbrüstiger Vorläufer sein kann, sind ein Wunschtraum. Warum sollten sich nicht einige Leute zusammentun, ähnlich dem Taubenschlag-Team, und entsprechende Lernumgebungen entwerfen? Vielleicht kann die Begegnung mit dem Taubenschlag und Nili ja den einen oder anderen von Ihnen motivieren, so wie ich auch Impulse auf Tagungen dieser AG bekommen habe. Nicht vergessen ist auch unsere ursprüngliche, aber leider ein wenig in den Hintergrund getretene Zielvorstellung, sprachlich vereinfachte Texte hinzuzufügen. Und da Computerspiele, auch online-Spiele, sich auch bei Hörgeschädigten immer größerer Beliebtheit erfreuen und allen Ernstes ein Stück mehr Lebensqualität bieten können (Slogan: Lieber online als allein!), ist auch die Einrichtung einer Spieleabteilung im Taubenschlag denkbar. Und das ist eigentlich das Allerschönste an dieser Arbeit: Der Phantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und viele der anfänglichen Spinnereien lassen sich dann tatsächlich realisieren. Schließlich war der ganze Taubenschlag anfangs nichts weiter als ein Hirngespinst.

Bernd Rehling
Bernd.Rehling@nordkom.netsurf.de